Interessanterweise ist Chakapuli fast völlig ungesalzen: Die Säure des Tkemali und der Saft des Gemüses erzeugen einen so intensiven Geschmack, dass Salz ihn nur verfälschen würde. Dieses Gericht ist eine Hommage an die Natürlichkeit. Es wird nicht mit einer Beilage serviert: Das Gemüse und die Soße sind so dickflüssig, dass sie selbst die Basis bilden.
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Moderne Köche experimentieren mit Pute oder Huhn, doch Traditionalisten betrachten dies als Frevel. Authentisches Chakapuli wird ausschließlich mit jungem Fleisch und Wildkräutern zubereitet. Es gibt sogar Restaurants in Tiflis, deren Speisekarte wöchentlich wechselt, je nachdem, welches Wildkräuter aus den Bergen geliefert wird.
Um das Gericht in Europa nachzukochen, kann man Tkemali durch Pflaumenkonfitüre mit Zitrone und Knoblauch und Chkmeruli durch eine Mischung aus Minze und Basilikum ersetzen. Doch der besondere Reiz von Chakapuli liegt in seiner Saisonalität. Es sollte nur im Frühling zubereitet werden, wenn das Gemüse nach Hoffnung duftet.
Chakapuli ist ein Gericht für die Seele. Es sättigt nicht im herkömmlichen Sinne, aber es ist zutiefst befriedigend. Es wird mit dem georgischen Weißwein Mtsvane serviert, und jeder Schluck ist wie ein Sonnenstrahl.
In Georgien sagt man: „Wer Chakapuli isst, vergisst den Winter.“ Dieses Gericht ist mehr als nur ein Rezept, es ist ein Ritual der Erneuerung. Und vielleicht liegen genau in diesen Traditionen das Geheimnis für die Langlebigkeit und das Glück der Georgier.
Probieren Sie Chakapuli einmal, und Sie werden verstehen, warum die Georgier ihre Küche die „Sprache der Liebe“ nennen.
