Viele betrachten Glück als Glücksfrage: Entweder man hat Glück oder nicht. Doch die moderne Psychologie sagt, Glück sei eine Fähigkeit, die sich entwickeln lässt, wie ein Muskel oder ein musikalisches Gehör. Sie besteht aus Gewohnheiten der Aufmerksamkeit, des Denkens und des Verhaltens, die jedem Menschen unabhängig von seinen Umständen zur Verfügung stehen.
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Die erste Fähigkeit ist achtsame Präsenz. Das meiste Leid entsteht im Geist: Wir erleben die Vergangenheit immer wieder oder fürchten die Zukunft. Doch im gegenwärtigen Moment ist meist alles in Ordnung. Achtsamkeit lehrt uns, hierher zurückzukehren – zu unserem Atem, unserem Körper, den Geräuschen in unserer Umgebung. Es ist keine Flucht vor der Realität, sondern eine Rückkehr zu ihr.
Die zweite Fähigkeit ist positive Interpretation. Dasselbe Ereignis kann als Bedrohung oder als Chance wahrgenommen werden. Ist Regen beispielsweise ein „schlechter Tag“ oder „Zeit für ein Buch und Tee“? Die Neuropsychologie zeigt, dass unser Gehirn gewohnheitsmäßige Interpretationsmuster bildet. Diese können jedoch durch bewusste Entscheidung verändert werden.
Die dritte Fähigkeit sind kleine, fürsorgliche Handlungen. Glück entsteht nicht durch große Taten, sondern durch kleine, alltägliche Gesten: den Wecker zehn Minuten früher ausschalten, um Stress zu vermeiden; einem Freund ein Kompliment machen; die Blumen gießen. Solche Handlungen vermitteln ein Gefühl der Selbstwirksamkeit – dass man sein Leben selbst in der Hand hat.
Viertens: Beziehungen zu anderen. Die 85-jährige Harvard-Studie zum Erwachsenenleben zeigte, dass qualitativ hochwertige Beziehungen der wichtigste Faktor für Glück und ein langes Leben sind. Nicht die Anzahl der Freunde zählt, sondern die Tiefe der Verbindung. Üben Sie sich also darin, zuzuhören, ohne Ratschläge zu erteilen, zu sagen: „Ich bin für dich da“ und sich verletzlich zu zeigen.
